Auf das Auge und die Hand kam es an. Über Jahrhunderte hinweg bestand die große Herausforderung für die Handwerksberufe nicht nur darin, von Generation zu Generation das nötige Wissen über das Material und die Technik zu vermitteln, sondern es mussten auch entsprechende Fertigkeiten weitergegeben werden: Was sieht das Auge und wie setzt die Hand dies um? Mit der Zeit entstanden dadurch aus Fertigkeiten zum Teil wirkliche Kunstfertigkeiten: Ein Grund warum uns gekonntes handwerkliches Tun bis heute begeistern kann. Benedikt Kuby porträtierte in seinem Film aus dem Jahr 1995 den Sattler Adolf Weiß aus dem fränkischen Engelthal. Adolf Weiß ist der Tradition der überlieferten Handwerkstechnik treu geblieben. Am Beispiel der Herstellung eines Arbeits-Kummets, also eines maßgeschneiderten Pferdezug-Geschirrs, werden die verschiedenen Arbeitsschritte seines Berufs aufgezeigt: Es fängt damit an, dass der Sattler wie ein Schneider Maß nimmt, in diesem Fall allerdings nicht am Menschen sondern am Hals des Pferdes. Dann muss der Sattler muss das für den jeweiligen Zweck genau passende Leder aussuchen: Er braucht viel Erfahrung dafür, denn jedes Leder ist anders. Und er braucht Stroh für seine Arbeit, handgeerntetes Stroh. Warum? Lassen Sie sich überraschen. Benedikt Kuby lässt seinen Film vorsichtig optimistisch enden, denn er sagt: "Nicht nur in der Sattlerei auch in einigen anderen Handwerksberufen, die vielen von uns bereits unbekannt sind, beginnt, so scheint es, eine zaghafte Rückbesinnung, ein Wiederentdecken alter Techniken. Zum Bespiel verzichten zunehmend mehr Förster und Waldbauern auf Maschinen, um zumindest das schwächere Stammholz zu rücken. Sie nutzen wieder das Pferd, denn es verdichtet den Boden nicht, fügt dem Baum keine Wunden zu. Sein Wirkungsgrad ist unübertroffen - und der Sattler erhält wieder Aufträge für das Arbeitskummet."